Erika Petrić

Bild: Anastasija Georgi

09.08.20

Erika Petrić ist am 11. Juli gestorben.

Sie hat bis in ihre letzten Tage gegen eine grausame und schließlich übermächtige Krankheit gekämpft. Sie war schon krank, als sie mit uns das Projekt off_gallery begann. Sie hat dem Krebs nicht zugestanden, Macht über ihr Leben zu erhalten. Wir haben nicht geglaubt, dass sie diesen Kampf verlieren würde. Auch sie selbst hat diesen Gedanken in keinem Gespräch zugelassen.

Erika Petrić hat die off_gallery als Programm- und Ausstellungsmacherin gestaltet. Sie hat sie als einen zentralen Knoten in ihrem Netzwerk von Verbindungen entwickelt. Ihr Tod schockiert die Menschen, die zu diesem Netzwerk gehören. Wieviel Erika ihnen bedeutet hat, war ihr selbst vielleicht nicht immer bewusst.

Erika hat vorschnelle Definitionen gescheut. Sie widersprachen für sie der Aufgabe einer Galerie, Neues zu zeigen und offen für alles zu bleiben, was die Aufmerksamkeit der Kuratierenden reizt. Die Linie, der sie als Kuratorin folgte, war nicht immer gerade, aber sie war deutlich und unverwechselbar.

Wir haben sie nie glücklicher erlebt als bei den Vernissagen. Sie hat sich selbst auch als Fotografin, Künstlerin, Architektin und Kultur-Managerin verstanden, aber keine dieser Rollen entsprach ihr besser als die der Galeristin. Weil sie immer auf der Suche war, genoss sie es, anderen zeigen zu können, was sie gefunden hatte, ohne dass sie sich selbst in den Mittelpunkt stellen musste.

Erika war Österreicherin, aber sie blieb immer mit ihrem Geburtsland Kroatien verbunden. Slowenien, wo sie studierte, Italien und Serbien gehörte zu ihrer intellektuellen Landkarte, von der sie keine Region ausschloss. Sie verstand Kunst als Medium, das es Migrierenden und Marginalisierten ermöglicht, sich in einer Welt der Sesshaften und Besitzenden zu äußern und miteinander zu verbinden. Deshalb bestand für sie kein Widerspruch darin, die Werke von professionellen FotografInnen und KünstlerInnen und die Ergebnisse von Community- und Studienprojekten auszustellen. Der individuelle, neue Blick auf Situation und Raum stand immer im Zentrum.

Erfahrungen von Ohnmacht und Gewalt hat sie nicht verdrängt, sondern versucht sie zu verstehen und Heilungswege zu finden. Kunst und Kreativität hatten für sie eine therapeutische Bedeutung, über alle Gattungsgrenzen hinweg.

Im Herbst werden wir mit einer Ausstellung an Erika Petrić erinnern. Diese Ausstellung wird für uns nicht nur ein Rückblick sein, sondern eine Gelegenheit, mit allen Besucherinnen und Besuchern zu fragen, wie wir die Galerie in Erikas Geist weiterführen können. Dazu, das erwartet sie von uns, müssen wir sie neu erfinden.