Zu den Arbeiten von Lana Stojićević

Kad ne dime tvornički dimnjaci
(Wenn die Schlote nicht mehr rauchen)

Erinnerungszeitung im Stil einer Betriebszeitung der Firma TEF

Lana Stojićević und ehemalige Arbeiterinnen und Arbeiter der Firma TEF, 2019

Producing: Josefina Ćurković, OLP

Diese Zeitung dokumentiert die Geschichte der Firma TEF, die Zusammenarbeit und das Zusammenleben der Beschäftigen und die Bedeutung des Betriebs für die Stadt Šibenik. Lana Stojiićević, die selbst in der Nähe des früheren Fabrikgeländes aufwuchs, kuratiert die Erinnerungen an das Werk für die heute in der Stadt Lebenden.

Crno Brdo

Dokumentation einer Performance

4 Digitalfotografien auf Dibond

Lana Stojićević, 2016

2010 wurden etwa 140 000 Tonnen potenziell gefährlicher Silizium-Mangan-Schlacke aus der ehemaligen Elektroden- und Ferrolegierungsfabrk TEF im Dorf Biljane Donje deponiert. In der Bevölkerung ist die Deponie als „Crno Brdo“ (schwarzer Berg) bekannt. Auf dem früheren Deponiegelände in Šibenik wurde der neue Stadtstrand eingerichtet.

In einer Performance, die die Oberfläche eines unbekannten Planeten imaginiert, beschäftigt sich dieses Projekt mit den Auswirkungen der künstlichen und gefährlichen postindustriellen Landschaft auf das Dorf und seine Bewohner:innen. Die in dem Kunstwerk verwendete Tracht ist eine Interpretation der traditionellen Volkstracht, wobei die Maske die – unmögliche – Sicherheit vor den Bedrohungen der Umgebung heraufbeschwört. Das Kostüm ist mit einem lokalen Stickereimuster (četverokuka) verziert, das Hoffnung und Schutz symbolisiert. Die Bewegungen der maskierten Figur, die sich immer wieder am Rand des Geländes aufhält, die Grenze des künstlichen Hügels aber nicht überschreitet, betonen die Spannung zwischen natürlicher und unnatürlicher Landschaft.

Zur Firma TEF

Die Firma TEF produzierte in Šibenik von 1963 bis 1991 Elektroden und Eisenlegierungen. Vorgängerbetriebe waren am selben Standort seit 1897 tätig, seit 1929 unter dem Firmennamen La Dalmatienne. 1979 beschäftigte TEF 1500 Arbeiterinnen und Arbeiter. Eines der Hauptprodukte der Firma war Ferro- bzw. Siliko-Mangan. Mangan wurde zum Synononym des Betriebs, seines Abfalls und auch seines Standorts in der Stadt. Nach dem Ende Jugoslawiens wurde die Fabrik abgebrochen. Die gesundheitsgefährlichen Mangan-Abfälle wurden in dem Dorf Donje Biljane als „schwarzer Berg“ gelagert und befinden sich noch immer dort.

Lana Stojićević

Lana Stojićević (*1989) studierte Malerei in Split und unterrichtet dort an der Kunstakademie. Zu ihrem Werk gehören Performances und Interventionen, die sich mit öffentlichen und privaten Räumen in Dalmatien auseinandersetzen, und die sie in Fotoserien dokumentiert. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. in London, Dresden und Budapest (Website: https://www.lanastojicevic.com/). Im August und September 2023 war sie als Artist in Residence in Graz.